(Ratgeber) Widerrufsrecht bei Finanzierungen

17.03.2025 08:00

(Ratgeber) Widerrufsrecht bei Finanzierungen


Nicht jede Finanzierung unterliegt automatisch dem gesetzlichen Widerrufsrecht. In diesem Ratgeber erfahrt ihr, wann und wie ihr euer Widerrufsrecht bei Finanzierungen geltend machen könnt und welche Besonderheiten es zu beachten gibt. Bei Unsicherheiten oder speziellen rechtlichen Fragen empfiehlt es sich, eine anwaltliche Beratung in Anspruch zu nehmen.

Was ist das Widerrufsrecht bei einer Finanzierung und wann gilt es?

Das Widerrufsrecht ermöglicht es euch, einen Verbraucherkreditvertrag innerhalb einer bestimmten Frist zu widerrufen. Beispiel: Ihr bestellt eine neue Konsole per zinsfreier Ratenzahlung bei Media Markt, doch sie gefällt euch nicht. Innerhalb der festgelegten Frist könnt Iir sie zurücksenden, die Finanzierung wird storniert und bereits geleistete Zahlungen werden erstattet.

Allerdings gilt das Widerrufsrecht nicht für alle Finanzierungsformen.

Fälle, in denen das Widerrufsrecht gilt:

  • Separate Kreditverträge mit einer Bank (z. B. Santander, Consors Finanz)
  • Verbraucherdarlehensverträge ohne notarielle Beurkundung
  • Null-Prozent-Finanzierungen mit separatem Kreditvertrag

Kein Widerrufsrecht besteht bei:

  • Notariell beurkundeten Kreditverträgen (z. B. Baufinanzierungen)
  • Finanzierungen mit einer Laufzeit unter drei Monaten
  • Händlerinternen Ratenzahlungen ohne Bankbeteiligung (es sei denn, der Vertrag enthält ausdrücklich ein Widerrufsrecht)

Zurück zum Beispiel: Falls Media Markt eine interne Ratenzahlung ohne Bankpartner anbietet, könnte kein Widerrufsrecht bestehen. Prüft daher sorgfältig die Vertragsbedingungen.

Wie lange kann ich widerrufen?

Das gesetzliche Widerrufsrecht beträgt in der Regel 14 Tage ab Vertragsabschluss oder, bei Warenkrediten, ab Erhalt der Ware.

Beispiel: Ihr bestellt am 1. März Kleidung bei OTTO mit zinsfreier Ratenzahlung. Die Ware wird am 5. März geliefert, sodass die 14-tägige Widerrufsfrist erst ab diesem Datum beginnt. Ihr könnt also bis zum 19. März widerrufen. Der Widerruf muss klar formuliert sein, z. B. per E-Mail, Online-Formular oder Brief.

Falls ihr widerruft, müsst ihr die Ware zurücksenden. Der Kreditvertrag wird storniert.

Kann sich die Widerrufsfrist verlängern?

Ja, wenn der Anbieter euch nicht korrekt über euer Widerrufsrecht informiert hat. Typische Fehler:

  • Fehlende Angaben zur Fristberechnung
  • Unklare Informationen zur Rückabwicklung
  • Keine Kontaktdaten für den Widerruf

Tipp: Falls Zweifel bestehen, prüft die Widerrufsbelehrung genau oder lasst euch rechtlich beraten. In bestimmten Fällen kann das Widerrufsrecht auch nach Jahren noch geltend gemacht werden.

Wie muss ein Widerruf formuliert sein?

Der Widerruf muss eindeutig und schriftlich erfolgen. Er kann per Brief, E-Mail oder Online-Formular eingereicht werden.

Wichtige Angaben:

  • Name und Adresse
  • Vertrags- oder Bestellnummer
  • Produktbezeichnung
  • Klare Widerrufserklärung (z. B.: „Hiermit widerrufe ich den Kaufvertrag über [Produkt], Bestellnummer [Nummer], erhalten am [Datum].“)

Muster-Widerrufsschreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit widerrufe ich den Kaufvertrag über das Produkt [Produktbezeichnung], Bestellnummer [Nummer], das ich am [Datum] erhalten habe.

Bitte bestätigen Sie mir den Widerruf und die Rücknahme des Produkts.

Mit freundlichen Grüßen,

[Euer Name]

Rücksendung der Ware und Erstattung

Beispiel: Ihr bestellt am 10. März einen Laptop bei Saturn per zinsfreier Ratenzahlung und erhaltet ihn am 12. März. Ihr widerruft innerhalb von 14 Tagen und sendet das Gerät am 20. März zurück.

  • Nach Erhalt der Rücksendung prüft Saturn den Zustand der Ware. Falls unbenutzt und unbeschädigt, wird der volle Betrag erstattet.
  • Bei Gebrauchsspuren kann Saturn eine Wertminderung berechnen.
  • Die Rücksendekosten sind oft selbst zu tragen, es sei denn, der Händler bietet kostenlosen Rückversand an.
  • Bereits gezahlte Raten werden nach erfolgreicher Rückgabe erstattet.

Sonderfall: Buy Now, Pay Later (BNPL)

Immer mehr Anbieter wie Klarna, PayPal oder Affirm bieten „Buy Now, Pay Later“-Optionen an. Hierbei kann das Widerrufsrecht unterschiedlich geregelt sein:

  • Manche BNPL-Dienste bieten ein separates Widerrufsrecht, andere nicht.
  • Bei Klarna oder PayPal muss die Ratenzahlung oft separat gekündigt werden.
  • Die Widerrufsfristen können von den gesetzlichen 14 Tagen abweichen – prüft daher die AGB.

Beispiel: Ihr bestellt am 10. Juli eine Konsole bei Media Markt mit Klarna „Pay Later“. Die Ware wird am 12. Juli geliefert, aber am 19. Juli entscheidet ihr euch zur Rückgabe:

  • Nach Bestätigung durch Media Markt wird die Rechnung bei Klarna storniert oder angepasst.
  • Falls bereits eine Rate gezahlt wurde, erfolgt eine Erstattung.
  • Achtung: Bei Klarna oder PayPal kann eine separate Kündigung der Finanzierung erforderlich sein.
  • Manche BNPL-Anbieter haben abweichende Fristen – prüft die AGB.

Tipp: In der Klarna- oder PayPal-App könnt Ihr sehen, ob die Ratenzahlung automatisch gestoppt wird oder weitere Schritte nötig sind.

Fazit: Widerrufsrecht richtig nutzen

Nicht jede Finanzierung fällt automatisch unter das gesetzliche Widerrufsrecht. Entscheidend ist, ob eine Bank involviert ist oder eine händlerinterne Ratenzahlung vorliegt.

  • Bankfinanzierungen unterliegen meist klaren Regeln.
  • Händler können eigene Widerrufsfristen und Bedingungen festlegen.
  • BNPL-Angebote haben oft spezielle Regelungen, die in den AGB nachzulesen sind.
  • Die Widerrufsbelehrung sollte sorgfältig geprüft werden, da Fehler die Frist verlängern können.

Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte der Widerruf schriftlich und idealerweise per Einschreiben erfolgen. Wer sich an diese Punkte hält, kann sein Widerrufsrecht stressfrei und sicher nutzen.

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