(Info) "Buy now, pay later": Ruinieren Zahlungen mit Klarna und Co. den sogenannten Schufa-Score?

10.12.2023 09:00

(Info) "Buy now, pay later": Ruinieren Zahlungen mit Klarna und Co. den sogenannten Schufa-Score?

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"Buy-Now-Pay-Later"-Angebote gewinnen zunehmend an Beliebtheit, doch Verbraucher neigen dazu zu übersehen, dass sie damit faktisch Kredite aufnehmen. Es klingt beinahe zu verlockend, um wahr zu sein: Die teure Spielekonsole bestellen und erst einen Monat später bezahlen. Dies ist das attraktive Versprechen von Bezahldienstleistern, deren Logos mittlerweile in vielen Onlineshops präsent sind. Die magische Formel lautet "Buy Now, Pay Later" (kurz: BNPL), mit der Anbieter wie Klarna, Ratepay oder Paypal ihre Kunden locken möchten.

Jedoch sollten Verbraucher nicht außer Acht lassen, dass die Nutzung solcher Services nicht ohne Konsequenzen ist. Hinter BNPL verbirgt sich in vielen Fällen eine Ratenzahlung, im Grunde genommen ein Kredit, den der Kunde nach und nach zurückzahlt. Hierbei fallen auch Zinsen an. Wie bei jedem Kredit tauchen unweigerlich Fragen auf: Was passiert, wenn ich die Raten nicht bezahlen kann? Verbraucherschützer warnen vor einer Schuldenfalle und den negativen Auswirkungen auf die eigene Bonität, was künftige Kreditaufnahmen erschweren kann.

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Doch wie problematisch ist BNPL wirklich für Bonitätswerte wie den Schufa-Score?

Es ist wichtig, die beiden verschiedenen Modelle bei Anbietern wie Klarna zu unterscheiden. Zum einen gibt es den Rechnungskauf, bei dem der Kunde die Ware erst nach einer bestimmten Frist bezahlen muss, beispielsweise nach 14 oder 30 Tagen. Der Vorteil besteht darin, dass der Kunde die Ware in Ruhe prüfen kann, insbesondere beim Online-Shopping. Solange die Rechnung pünktlich beglichen wird, entstehen hier in der Regel keine Probleme.

Auf der anderen Seite gibt es den Ratenkauf, bei dem Verbraucher den Kaufpreis über einen festgelegten Zeitraum in monatlichen Raten abbezahlen. Dabei fallen Zinsen an. "Letztendlich gewähren die Anbieter damit einen Verbraucherkredit", warnt Birgit Vorberg, Referentin für die Themen Kredit und Entschuldung bei der Verbraucherzentrale NRW. Sie warnt vor der Gefahr, mehrere dieser scheinbar kleinen Kredite in Anspruch zu nehmen und dabei den Überblick zu verlieren.

Besonders junge Menschen scheinen oft die Folgen nicht zu verstehen, wenn sie die BNPL-Schulden nicht mehr bedienen können. "Wir haben sogar den Trend beobachtet, dass sich junge Menschen in den sozialen Netzwerken mit exorbitanten Klarna-Schulden brüsten", sagt Vorberg. Dass dies langfristig die eigene Bonität beeinträchtigen kann, ist vielen anscheinend nicht bewusst. Ebenso wenig, dass es später schwierig werden könnte, ein Auto, ein Haus oder sogar nur eine Wohnung zu finanzieren.

Auskunfteien wie die Schufa erfassen diese Kleinkredite, sofern die BNPL-Anbieter mit ihnen kooperieren. In der Vergangenheit konnten sogar Anfragen zur Bonitätsprüfung Auswirkungen auf den Score haben. Doch hier scheint ein Umdenken einzusetzen, wie die Schufa mitteilt. "Wir beobachten, dass BNPL-Angebote viel Zuwachs haben, weil die Menschen den Komfort schätzen", sagt eine Sprecherin. Die Zahlen bestätigen dies, denn der Kredit- und Risikokompass der Schufa zeigt, dass 2022 über 9 Millionen neue Ratenkreditverträge abgeschlossen wurden, ein Plus von 30% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark wachsen Kleinkredite unter 1000€, mit einem Anstieg von 90% innerhalb eines Jahres.

Die Schufa möchte dem veränderten Konsumentenverhalten Rechnung tragen und hat im Februar dieses Jahres ein Pilotprojekt mit mehreren BNPL-Anbietern gestartet, darunter auch Klarna. Die Schufa stellt weiterhin Daten für die Bonitätsprüfung zur Verfügung, nutzt jedoch im Gegenzug die Anfragen der Pilotpartner nicht mehr für die Berechnung des Scores. "Ziel ist es, eine Lösung zu finden, wie Informationen aus BNPL-Geschäften effektiv und datenschutzkonform genutzt werden können, um diese Geschäfte abzusichern und die Kundinnen und Kunden gleichzeitig vor Überschuldung zu schützen." Einen Zeitpunkt für die Evaluierung des Pilotprojekts nennt die Schufa nicht.

In der Theorie können Kunden also bedenkenlos Ratenkredite abschließen, ohne dass es den Schufa-Score zunächst beeinflusst. Dies gilt jedoch nur für Anbieter, die am Pilotprojekt teilnehmen. Die genauen Details gibt die Schufa nicht preis. Alles verliert jedoch seine Gültigkeit, wenn die Kredite am Ende nicht bedient werden. Ausfälle werden selbstverständlich von der Schufa vermerkt. Aktuell gibt es laut der Auskunftei jedoch keine Anzeichen dafür, dass Kleinkredite zu Überschuldung führen.

Trotzdem sieht Verbraucherschützerin Vorberg Gefahren und nimmt auch die Anbieter in die Pflicht. "Im Prinzip ist deren Geschäftsmodell völlig in Ordnung", sagt sie: "Aber gerade die Werbung zielt sehr auf die angebliche Bequemlichkeit ab und spielt die Risiken herunter." Ein Klick sei schnell getan, die Folgen könnten jedoch langfristig belastend sein.

➡️ Hier wieder unsere Fragen an Euch: Nutzt ihr solche BNPL-Dienste? tendiert ihr eher zum Rechnungs- oder Ratenkauf? Wie schätzt ihr die Gefahren ein? Beobachtet ihr hier auch einen gefährlichen Trend? Wie schützt bzw. informiert ihr eure Kinder über solche Services?

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