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03.04.2025 08:20
Extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutsche betreffen immer mehr Menschen in Deutschland – oft ohne ausreichenden Versicherungsschutz. Die Bundesregierung will das nun ändern und plant eine verpflichtende Elementarversicherung, um Bürgerinnen und Bürger finanziell besser abzusichern und den Staat langfristig zu entlasten. Doch was bedeutet das konkret? Wer ist betroffen, und welche Kosten kommen auf Eigentümer und Mieter zu?
Warum wird die Pflichtversicherung jetzt beschlossen?
Die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 war ein dramatischer Weckruf. Tausende Häuser wurden zerstört, viele Betroffene waren nicht versichert. Der Staat sprang mit Milliardenhilfen ein – eine Notlösung, die jedoch nicht zur Dauerlösung werden kann. Deshalb fordern Experten und Politiker eine Pflichtversicherung. Die schwarz-rote Koalition hat sich nun auf eine solche Lösung geeinigt.
Wie soll die Pflichtversicherung umgesetzt werden?
Die Verhandler der Arbeitsgruppe Innen, Recht, Migration und Integration haben sich auf eine grundlegende Reform geeinigt: Künftig soll es keine Wohngebäudeversicherung mehr ohne Elementarschadenabsicherung geben. Ein entsprechendes Papier der Arbeitsgruppe legt fest, dass:
Neue Wohngebäudeversicherungen nur noch mit Elementarschutz abgeschlossen werden können.
Bestehende Versicherungen automatisch um den Elementarschutz erweitert werden.
Geprüft wird, ob eine Opt-out-Regelung möglich ist – also eine Option, sich bewusst gegen die Absicherung zu entscheiden.
Kritik: Soziale Gerechtigkeit und Schutzmaßnahmen
Verbraucherschützer begrüßen zwar grundsätzlich den besseren Versicherungsschutz, warnen jedoch vor einer finanziellen Überlastung einkommensschwacher Haushalte. Deshalb fordert der Verbraucherzentrale Bundesverband sozial gestaffelte Beiträge und faire Opt-out-Möglichkeiten. Kritiker befürchten zudem, dass der Staat weniger in präventiven Hochwasserschutz investieren könnte, wenn Versicherungen für die Schäden aufkommen.
Auswirkungen auf Eigentümer und Mieter
Aktuell sind nur etwa 50% der Wohngebäude in Deutschland gegen Elementarschäden versichert. Die neue Regelung bedeutet für Millionen Hausbesitzer eine Vertragsänderung oder Beitragserhöhung. Mieter sind nicht direkt betroffen, jedoch könnten Vermieter die höheren Versicherungskosten über die Nebenkosten weitergeben.
Wie teuer wird die Pflichtversicherung?
Die genauen Kosten stehen noch nicht fest. Experten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnen mit jährlichen Beiträgen zwischen 100€ und 500€ – in besonders gefährdeten Gebieten könnte es jedoch deutlich teurer werden. Ein Vorbild könnte das französische Modell sein, das seit 1982 existiert und deutlich günstigere Beiträge ermöglicht.
Staatliche Rückversicherung soll bezahlbare Tarife garantieren
Um die Kosten im Rahmen zu halten, plant die Regierung eine staatliche Rückversicherung. Zudem sollen einheitliche Bedingungen geschaffen und Länder sowie Kommunen stärker in die Verantwortung genommen werden. Beispielsweise soll die Bauplanung in gefährdeten Gebieten sorgfältiger erfolgen, und für Fehlplanungen könnten klare Haftungsregeln greifen.
In den nächsten Monaten wird sich entscheiden, wie genau die Pflichtversicherung ausgestaltet wird und wann sie in Kraft tritt. Fest steht jedoch schon jetzt: Naturkatastrophen werden zur neuen Realität – und ein guter Versicherungsschutz wird immer wichtiger.
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