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29.09.2024 09:00
Die Kosten für Lebensmittel und Wohnraum steigen in Deutschland stetig an – und auch die Führerscheinausbildung wird zunehmend teurer und somit für viele zum Luxus. In einigen Regionen betragen die Gesamtkosten für den Erwerb der Fahrerlaubnis inzwischen zwischen 3.500€ und 4.500€. Aus diesem Grund entscheiden sich viele, ihren Führerschein im Ausland zu machen.
Dort sind die Ausbildungskosten oft deutlich niedriger. So zahlt man in Dänemark etwa 2.000€, in den Niederlanden und Österreich 2.500€, auf Malta nur 1.500€ und in Irland durchschnittlich nur 1.000€ für den Führerschein. Auch wenn die niedrigeren Kosten verlockend erscheinen, ist der Weg zur ausländischen Fahrerlaubnis nicht so unkompliziert, wie es scheint. Trotz der finanziellen Vorteile gibt es einige rechtliche Hürden und Risiken, die im Vorfeld beachtet werden sollten.
Polen ist dabei ein besonders beliebtes Ziel für sogenannte „Führerscheintouristen“. Fahrschulen dort bieten komplette Ausbildungspakete bereits ab etwa 1.200€ (5.000 Złoty) an – weitaus günstiger als in Deutschland. Oft wird der Theorieunterricht auf Deutsch gehalten, und die Fahrstunden dauern 60 Minuten anstelle der in Deutschland üblichen 45 Minuten.
Die Prüfungen in Polen unterscheiden sich ebenfalls: Die theoretische Prüfung ist häufig einfacher gestaltet und besteht meist aus „Ja“- und „Nein“-Fragen. Auf den ersten Blick scheint der Erwerb der Fahrerlaubnis dort also schneller und unkomplizierter zu sein, oft innerhalb weniger Wochen. Dennoch ist dieses Angebot mit einigen Stolpersteinen verbunden.
Risiken des Führerscheinerwerbs im Ausland
Ein zentraler Punkt beim Erwerb eines Führerscheins in einem anderen EU-Land ist das sogenannte Wohnsitzprinzip. Laut EU-Führerscheinrichtlinie müssen Bewerber nachweisen, dass sie mindestens 185 Tage im Jahr in dem Land leben, in dem sie den Führerschein machen wollen. Dieser Nachweis muss durch Mietverträge oder andere Dokumente erbracht werden.
Viele Anbieter versuchen, diese Regelung durch Scheinwohnsitze zu umgehen. Deutsche Behörden kennen jedoch diese Praxis und prüfen die Angaben genau. Wer lediglich auf dem Papier einen Wohnsitz nachweist, riskiert, dass der Führerschein in Deutschland nicht anerkannt wird.
Ein ausländischer Führerschein, der ohne Einhaltung der Wohnsitzregelung erworben wurde, kann bei einer Kontrolle als ungültig gewertet werden. Laut Bußgeldkatalog gilt dies dann als Fahren ohne Fahrerlaubnis, was hohe Geldstrafen, Punkte in Flensburg und im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe nach sich ziehen kann. Laut dem ADAC beträgt das maximale Strafmaß hierfür bis zu ein Jahr Haft.
Auch die Umschreibung eines solchen Führerscheins in eine deutsche Fahrerlaubnis kann problematisch sein. Wird die Wohnsitzregelung nicht eingehalten, lehnen deutsche Behörden die Umschreibung häufig ab, und der Bewerber muss die komplette Fahrausbildung in Deutschland wiederholen – zu den dortigen hohen Kosten.
Sonderregelungen und Ausnahmen
Es gibt allerdings Ausnahmen von der Wohnsitzregelung. Studierende, die im Rahmen eines Auslandssemesters in einem anderen EU-Land leben, können den Führerschein in diesem Land machen, ohne dauerhaft dort gemeldet zu sein. Ebenso gilt dies für Personen mit einem zweiten Wohnsitz in einem anderen EU-Land. In solchen Fällen sollte jedoch vorab eine Genehmigung von den zuständigen deutschen Behörden eingeholt werden, um spätere Probleme zu vermeiden.
Hohe deutsche Standards und mögliche Gefahren
Ein oft übersehener Aspekt sind die qualitativen Unterschiede in der Fahrausbildung. Während in Deutschland Nachtfahrten und Autobahnfahrten verpflichtend sind, entfallen diese in vielen anderen Ländern, darunter Polen. Eine theoretisch einfachere Ausbildung kann zu einem Mangel an praktischen Fähigkeiten führen.
Ohne ausreichende Fahrpraxis ist das Risiko, in Unfälle verwickelt zu werden, deutlich höher, was nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch die anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet. Zudem genießt der deutsche Führerschein aufgrund seiner hohen Anforderungen international einen guten Ruf. Es ist daher fraglich, ob es sich lohnt, diesen durch eine minderwertigere Ausbildung im Ausland zu umgehen.
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